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Mama, wo bist du

Barbara Oswald
Barbara Oswald

Einige Filme im diesjährigen Programm zeigen, wie sehr der Verlust der Mutter schmerzen kann und dass man sie auch vermissen kann, wenn sie eigentlich noch da ist

Mama, wo bist du

Ein Junge steht mit dem Rücken zur Kamera, immer wieder hört er sich die Mailbox seiner Mutter an, um ihre Stimme noch einmal zu hören. Adam ist über den Tod seiner Mutter noch nicht hinweg, er klammert sich an alles, was ihm von ihr noch geblieben ist. Sein Vater ist da schon einen Schritt weiter. Er will die Kleider seiner Frau verschenken und bei Adams Versuch, diese zurückzuholen, findet der Junge wieder neuen Lebensmut an einem toten Ort, der Wüste.

SEAWEED (Programm 1) von Liel Simon ist einer von mehreren Filmen aus unserem Programm, die sich mit dem Verlust der Mutter beschäftigen. Auch TODAY’S SUNLIGHT FALLS WEAKLY ON YOU (Programm 6) von Lim Yuzheng schildert in einem beklemmenden Voice-Over, wie sehr der Protagonistin die Mutter fehlt. In ruhigen, stimmungsvollen schwarz-weiß Bildern wird das leere Elternhaus und die Einsamkeit der Hauptfigur deutlich. In Orin Kadooris KINSHIP (Programm 10) zeigt sich, wie sehr der Tod der Mutter die Beziehung zwischen Vater und Tochter verändern kann. Die junge Erwachsene ist komplett fokussiert auf ihren Papa und als dieser beginnt, sich mit einer neuen Frau zu treffen, wird ihr Klammern an die einzige Bezugsperson, die sie noch hat, immer obsessiver.

Seaweed Online1

Seaweed

Todays Sunlight Falls Weakly On You Online1

Today's sunlight falls weakly on you

Kinship Online3

Kinship

Regisseur Tomas Ponsteen hat seine leibliche Mutter nie kennengelernt. In seinem Dokumentarfilm SON (Programm 8) verarbeitet er sein schlechtes Gewissen darüber, dass er sie nicht ausfindig machen will. In den leeren Raum stellt er die Frage: „Why should I go looking for you“, trifft sich aber auch mit einer Mutter, die ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben musste und wird durch ihren Schmerz dazu gebracht, seine eigene Haltung noch einmal zu überdenken.

In dem Dokumentarfilm LISTEN TO MY VOICE (Programm 4) setzt sich Regisseurin Zohar Orian Cohen auch mit ihrer Familiengeschichte auseinander. Von ihrem eigenen Vater als Kind missbraucht und von ihrer Mutter bei ihren Anschuldigungen nicht ernst genommen, versucht sie nun im Erwachsenenalter ihre Beziehung zu ihrer Mutter zu verbessern. In vielen Gesprächen geht es um die Unfähigkeit der Mutter, sich Schuld für das Geschehene einzugestehen – ein schmerzhaft genau gezeichnetes Familienporträt. MOM’S POTATOES (Programm 6) von Lili Zahavi schildert ebenfalls eine Familiensituation, in der die Mutter nicht in der Lage ist, ihre Rolle als Beschützerin zu erfüllen. Von psychischen Problemen geplagt wird sie zur Last für ihren Sohn Robin, der versucht, sich um den kleinen Bruder Felix zu kümmern. Doch Robin, selbst ein zielloser Teenager, stößt schnell an seine Grenzen.

1Son Online1

Son

Schabernack Online1

Mom's potatoes

Listen To My Voice Online2

Listen to my voice

Überfordert von ihrer neuen Mutterrolle ist auch Sarah in Ruby Challengers MUMLIFE (Programm 3), ihr fällt es schwer eine Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. Der Film packt das Tabuthema „postnatale Depression“ in kunterbunte Musicalnummern, die die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und eigenem Gefühlschaos dabei umso spürbarer machen.

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