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Vorhang auf für die Jury!

Tobias Obermeier
Tobias Obermeier

Nachdem das Programm bereits veröffentlicht ist, können wir nun euch voller Freude verkünden: Unsere fünfköpfige Jury steht fest!

Vorhang auf für die Jury!

Ganz besonders freuen wir uns auf Ildikó Enyedi, die dieses Jahr die Jurypräsidentschaft übernehmen wird. Enyedi ist seit Jahren eine feste Größe im internationalen Autor:innenkino. Davon zeugt nicht zuletzt der Goldene Bär, den sie 2017 auf der Berlinale mit ihrem so kunstvollen wie betörend feinsinnigen Drama KÖRPER UND SEELE gewann. Darin erzählt sie die Liebesgeschichte zweier sonderbarer Menschen, die durch Zufall feststellen, dass sie jede Nacht das Gleiche träumen. Tagsüber arbeiten sie als Kolleg:innen an einem Ort, der nicht gerade für Romantik und Liebe steht: in einem Schlachthaus. Nach und nach suchen die beiden zaghaft und mit sanften Gesten die Nähe des anderen. So vorsichtig und sorgsam sich die Protagonist:innen einander begegnen, beobachtet auch die Kamera die zarten Annäherungsversuche.

 

Ildiko Enyedi 1

Die diesjährige Jurypräsidentin Ildikó Enyedi

 

 

Für Enyedi spielt die Liebe in ihren Werken eine zentrale Rolle. So auch in ihrem letzten Film DIE GESCHICHTE MEINER FRAU, der auf dem gleichnamigen Roman des ungarischen Autors Milán Füst basiert. Für Enyedi ist das Buch, wie sie 2021 in einem Interview mit Arte anlässlich der Weltpremiere im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes erklärte, nichts weniger als eine Liebeserklärung an das Leben und eine Mahnung, wie flüchtig dieses zugleich ist. Für den Film arbeitete sie erstmals mit einem internationalen Cast zusammen, zu dem so illustre Schauspieler:innen wie Lea Seydoux, Louis Garrel oder auch Josef Hader und Ulrich Matthes gehören. Der Historienfilm spielt in den 1920ern und erzählt von einem etwas raubeinigen Schiffskapitän, der mit einem Freund wettet, dass er die erste Frau heiraten wird, die durch die Tür des Cafés tritt, in dem sie sitzen. Der Kniff der ganzen Sache: Der Film erzählt ausschließlich aus der Perspektive des Kapitäns, der langsam aber stetig feststellen muss, dass er mit seinen patriarchalen Denkmustern, die er von frühauf erlernte, nicht mehr weiterkommt.

Regime Change Yana Sad

Yana Sad

Enyedis Karriere ist ohne Zweifel außergewöhnlich. Mit ihrem Spielfilmdebüt MEIN 20. JAHRHUNDERT gewann sie in Cannes die Goldene Kamera für den besten Nachwuchsfilm. Die New York Times kürte den Film zu den zehn besten Filmen von 1990. Danach folgten mit FREISCHÜTZ - MAGIC HUNTER, WINTERLIEBE und SIMON MÁGUS drei weitere Filme, bevor es ganze 18 Jahre dauerte, bis sie mit KÖRPER UND SEELE in die Kinos zurückkehrte und nicht nur bei der Berlinale abräumte, sondern auch bei den Oscars für den besten internationalen Film nominiert wurde. In der Zwischenzeit realisierte sie für den amerikanischen Fernsehsender HBO die Serie TERÁPIA und lehrte als Professorin an der University of Theatre and Film Arts in Budapest. Im Laufe ihrer Karriere übernahm sie schon bei einigen renommierten Filmfestivals wie der Berlinale, dem Moscow Film Festival oder dem San Sebastián Film Festival diverse Jurytätigkeiten.

Mit ihrer unverwechselbaren Handschrift als Regisseurin und ihrer umfangreichen Filmexpertise freuen wir uns ungemein, sie als Jurypräsidentin beim FILMSCHOOLFEST MUNICH begrüßen zu dürfen. Da sich die Juryarbeit schwerlich alleine meistern lässt, stehen Ildikó Enyedi vier weitere fachkundige Jurymitglieder zur Seite.

Foto Hoch

Quentin Lichtblau

Mit Yana Sad kehrt eine der letztjährigen Gewinner:innen des Filmschoolfest zurück nach München. Ihr faszinierender Film REGIME CHANGE, die Abschlussarbeit an der Moscow School of New Cinema, gewann den VFF Young Talent Award. Der Film porträtiert die gleichermaßen intime und konfliktreiche Beziehung zweier Brüder, von denen einer Autist ist und nicht alleine leben kann. Yana Sad absolvierte neben ihrem Regiestudium zudem 2017 eine Zusatzausbildung im Bereich Schauspiel für Theater und Film an der Saint Petersburg State University of Film and Television.

Quentin Lichtblau sorgt für die journalistische Perspektive auf die Filme. Er wurde an der deutschen Journalistenschule ausgebildet und lebt in München. Als Kulturjournalist schreibt er über die Wechselwirkungen von Pop, Politik und Gesellschaft. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und der Bayerische Rundfunk.

Mira Neu

Mira Fornay

Mira Fornay ist eine slowakische Regisseurin und wurde 1977 in Bratislava geboren. Sie studierte Regie an der Prager Filmhochschule FAMU und an der National Film and Television School in Beaconsfield, Großbritannien. 2005 wurde sie für einen Workshop des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami ausgewählt. Fornays Debütfilm LIŠTIČKY/FOXES hatte 2009 seine Premiere in Venedig. Ihr zweiter Spielfilm MY DOG KILLER gewann den Tiger Award beim Filmfestival in Rotterdam und den CineVision Award 2013 auf dem FILMFEST MÜNCHEN. Ihr dritter Spielfilm COOK F**K KILL feierte seine Deutschlandpremiere auf dem FILMFEST MÜNCHEN und gewann dort den CineRebels Award.

Özcanvardar

Özcan Vardar

Aus der Sicht eines Filmeditors schließlich wird Özcan Vardar die Filme im Wettbewerb beurteilen. Er wurde in Istanbul geboren und studierte Mathematik und Film an der dort ansässigen Boğaziçi-Universität. Seit mehr als 15 Jahren schneidet er Spiel- und Dokumentarfilme. Die von ihm geschnittenen Filme liefen im Programm internationaler Filmfestivals wie Cannes, Venedig und Berlin. Seit 2012 unterrichtet er an Universitäten Kurse für Filmsprache und -schnitt. Vardar lebt in Hamburg und ist Mitglied des Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS).

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