Die Preisträger:innen 2022


Die Festivaljury:
„Es war uns eine Ehre, diese besondere Kino-Erfahrung machen zu dürfen. Der Macher dieses Films hat uns in die dunklen und schmerzhaften Bereiche des menschlichen Daseins eingeladen – mit einfachen und entwaffnend gleichmäßigen Mitteln. Der Film zeigt einen Abschluss, einen verdienten Frieden und Respekt für all die Menschen, die ihr Leben verloren haben, ohne in Erinnerung zu bleiben. Der Award für den VFF Young Talent Award geht an... WE KNEW HOW BEAUTIFUL THEY WERE, THESE ISLANDS.“

Die ARTE-Jury:
„Ein chinesisches Sprichwort lautet: 'Wenn du Liebeskummer hast, zieh zu kleine Schuhe an!'. Der Schmerz wird fühlbar, das ist eines der Themen des von der ARTE Jury ausgewählten Films. Enttäuschte Liebe, und unerfüllter Kinderwunsch werden in ungewöhnlicher Weise – ganz körperlich – in diesem sehr klaren, fast kargen, Film transportiert. Ohne unnötige Effekte besticht die Einfachheit der Bildsprache, und der Rhythmus des Schnitts – hier doppeldeutig zu sehen. Wir gratulieren herzlich der Filmemacherin Dorka Vermes und der ARTE-Preis geht an den Film ALBA VULVA.“

Die Wolfgang-Längsfeld-Jury:
„Dieser Film erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die zu ihrer Familie zurückkehrt. Dies ist eine existenzielle Reise, die auf vielen verschiedenen Ebenen erzählt wird. Es geht nicht nur um ihre Erfahrung der einzelnen Familienmitglieder, deren Geschichte über Generationen hinweg und wie sie trotz allem weiter zusammenleben, sondern auch um kulturelle Grenzen, ihr Land und verborgenen Schmerz. Mit einer Vielzahl von kreativen Elementen und einem geschickten Wechsel zwischen den Genres ist es der Filmemacherin gelungen, eine einzigartige und authentische Welt zu schaffen. Und damit gelingt es der Filmemacherin, eine breitere Geschichte zu erzählen, ohne den emotionalen Kern des Films aus den Augen zu verlieren: eine melancholische, lustige und bewegende Geschichte über Familie, Entscheidungen und Vergänglichkeit, die über die Grenzen der Kinoleinwand hinausgeht. Der Wolfgang-Längsfeld-Preis geht an LIQUID BREAD von Alica Bednáriková.“

Die Festivaljury:
„Dieser Preis geht an einen Film, der einen sehr poetischen und philosophischen Blick auf ein wissenschaftliches Thema wirft. Er zeigt uns die Einsamkeit und den langsamen Tod eines Satelliten, der am exakt berechneten abgelegensten Ort der Erde abstürzt. Die beste Dokumentation in diesem Jahr ist THE EMPTY SPHERE.“

Die Festivaljury:
„Ein Film, der uns eine einzigartige Welt zeigt, in der die schweren Fragen unserer Zeit auf originelle, zunächst irritierend unbeschwerte, aber dann doch bestechend klare Art in Szene gesetzt werden. Der Preis für Best Animation geht an… ZOON.“

Die Festivaljury:
„Filme, deren Handlung auf Metaphern aufbaut, gehen immer ein großes Risiko ein. Der Kameramann dieses Films verfolgt einen sehr frischen Ansatz, seine Bildkompositionen unterstreichen die Vision des Autors. Er folgt den Vorstellungen des Regisseurs mit sehr zurückhaltenden und kreativen Mitteln, weswegen der Preis für best cinematography an THE FORGOTTEN geht.“

Die Festivaljury:
„Für die eindringliche Darstellung eines Menschenrechts-Themas mit exzellenter Bildsprache und einer nahezu perfekten Verwendung aller filmischen Mittel hat sich die Jury dazu entschlossen, den Panther-Preis für die beste Produktion eines europäischen Films an WILL MY PARENTS COME TO SEE ME zu vergeben.“

Die Interfilm-Jury:
„Die Eltern Mira und Pradeep kommen nach London, die Habseligkeiten ihres verstorbenen Sohnes abzuholen. Während der Vater sich um die rechtlichen Belange kümmert, freundet sich die Mutter mit der Freundin ihres Sohnes an. Einfühlsam – auch rückblickend – beobachtet der Spielfilm die drei betroffenen Leidtragenden verschiedener kulturellen Herkunft, Rollen und Geschlechter. In ihrer tiefen Sehnsucht erkennen alle drei Personen, dass der Verlust nicht zu überwinden ist. Sie können nur gemeinsam lernen, mit ihm zu leben und den Schmerz zu verarbeiten. Der Prix Interculturel geht an LOVE DEATH AND EVERYTHING IN BETWEEN.“

Die Festivaljury:
„Filme ermöglichen uns, sehr intime und persönliche Erfahrungen darzustellen. Diesem Film ist es gelungen, auf sehr sensible Art eine zutiefst persönliche Geschichte auf eine sehr schöne und minimalistische Art zu erzählen. Der Preis für best screenplay geht an SILENT ONE.“


Die Climate-Clips-Jury:
„Ein vor der Hitze fliehender Mann teilt den letzten Tropfen aus seiner Wasserflasche mit einem kleinen Ästchen, eine hoffnungslose symbolische Geste. Die zügige Szenenfolge warnt vor der mit steigender Erderwärmung und zunehmendem Ressourcenverbrauch uns Allen drohende Zukunft, vor allem vor den verheerenden Folgen eines Lebens ohne Wasser für Kreaturen, Vegetation, Tier und Mensch. Es ist ein Notruf zum Handeln. Die Jury gratuliert zu einem wunderbar stringent ins Bild gesetzten Animationsclip mit dem 1. Preis.“
Die Climate-Clips-Jury:
„Die Erde: eine ferne Erinnerung an eine Zeit vor dem Klima Crash – immer wieder unterbrochene Gedächtnisfetzen als gestörte Filmszenen von Menschen in Städten, auf Straßen und Plätzen. Ein Kaleidoskop, untermalt von Stimmen, Sprachfetzen, Geräuschen und Tönen aus dem Tonarchiv – immer wieder abgerissen durch elektrische Übertragungsstörungen – real vertraut vom Fernsehen. Die Jury dankt für den in Ton und Bild experimentelle Reflektion über unsere menschliche Existenz und ihre Gefährdung mit dem verdienten 2. Preis.“
Die Climate-Clips-Jury:
„Das fiktive Szenario in FISHERMAN beschwört die Gegenwart heutiger Fischer, deren Existenz durch die globale Erderwärmung und die Austrocknung ganzer Seen und Flussläufe bedroht ist. Das frontal in matten Farben und klanglos ins Bild gesetzte Drama eines verzweifelten Fischers angesichts der Verdunstung seines Sees ist ein, in eine aussagekräftige Bildsprache übersetztes Narrativ, dem die Jury den 3. Preis verleiht.“