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Spuren der Erziehung

Sara Förtsch
Sara Förtsch

Filme über Beziehungen zwischen Familie und Generationen

Spuren der Erziehung

Familie ist ein zentrales Thema jedes menschlichen Lebens. Familie ist all das, was uns in den ersten Lebensjahren formt und prägt: ein fester Halt, Geborgenheit, ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Familie symbolisiert Vergangenheit und Zukunft.

In Filmen sind Familienverhältnisse sehr oft ein Schlüssel für das Verständnis der Hauptfiguren. Die Sehnsucht nach Geborgenheit oder nach Freiheit, Schwierigkeiten in der Beziehung zu den Eltern oder den Kindern, der Verlust oder das Fehlen verlässlicher Beziehungen. All diese Motive finden wir in unseren späteren Lebensjahren wieder; die Spuren der Erziehung unserer Eltern wird an uns und an unsere Kinder weitergegeben. Der generationelle Zyklus wiederholt sich. Kinder verhalten sich wie Eltern, Eltern verhalten sich wie Kinder.

Dieses Spektrum an Motiven wird auch in einigen Filmen aus dem diesjährigen Programm des FILMSCHOOLFEST MUNICH erforscht. Angefangen von primitiven Mutterinstinkten, die dazu verleiten, den eigenen Sohn immer zu verteidigen, egal ob man sich dabei irrt oder gegen ihn vorgebrachte   Vorwürfe stimmen. Genau dieses Verhalten zeigt die alleinerziehende Mutter Mia in Anna Rollers Film BRAT (HFF Special 2).

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Milktooth

Beziehungen zwischen Mutter und Kind können durch äußere Einflüsse auch komplizierter werden, wie man bei MILKTOOTH (HFF Special 1) und FRUITS AND VEGETABLES (Programm 1) gut beobachten kann. In diesen Fällen bekämpfen beide Mütter eigene innere Konflikte, die durch eine Scheidung wegen einer Affäre oder durch ein fehlendes Selbstwertgefühl entstehen. Dies beeinflusst das Verhältnis zu ihren Kindern, egal ob diese wie Ilona in Boris Gavrilovićs MILKTOOTH schon erwachsen und ausgezogen sind, oder sie noch zur Schule gehen und dort ihre eigenen Hindernisse überwinden müssen, wie Wojtek in Maciej Jankowskis FRUITS AND VEGETABLES.

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Love, Dad

Mit Vätern ist es manchmal anders, aber auch nicht unbedingt einfacher.

In zwei Filmen gibt es nicht nur eine physische Distanz zwischen Vater und Kind, sondern oft auch eine seelische. In LOVE, DAD von Diana Cam Van Nguyen (Programm 6) ist Dianas Vater Jahre lang physisch von ihr getrennt. Ihr einziger Kontakt zu ihm besteht aus Briefen, die er ihr aus dem Gefängnis schreibt. Diese Briefe sind der einzige Trost ihrer Sehnsucht.

Denselben Trost versteckt Rawad in Ribal Chedids TALK TO ME (ebenfalls Programm 6) tief in seinem Inneren, und in einer verschlossenen Schublade. Er verweigert jegliche Beziehung und Kommunikation zu seinem Vater Farid. Diese Verschlossenheit führt zu einer noch größeren Entfremdung zwischen Vater und Sohn.

Doch eine Familie besteht natürlich nicht nur aus Elternteilen und Kindern: eine Familie besteht aus zahlreichen Persönlichkeiten, die die Eigenschaften der angehörigen Generationen mit sich tragen. Zojas Familie in Alica Bednárikovás LIQUID BREAD (Programm 7) ist das perfekte Beispiel des Konfliktes zwischen jüngeren Generationen und deren traditionellen Verwandten. In dieser südslowakischen Großfamilie sind die Unterschiede zwischen den drei Generationen, die unter demselben Dach wohnen, besonders klar. Dieses Spannungsverhältnis führt im Laufe des Filmes zu besonders unerwarteten Momenten.

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