Die Preisträger:innen 2021
Die Festivaljury:
„Der Film porträtiert eine zärtliche und eher ungewöhnliche Beziehung zweier Brüder, die durch die autistische Veranlagung des einen Bruders bestimmt wird. Die Kamera fängt die natürliche Schönheit des Menschen ein in all seinen Unvollkommenheiten – körperlich, geistig und emotional. Bei einem Thema, das in vielen Gesellschaften ein universelles Tabu darstellt, ist es für eine russische Filmemacherin besonders mutig, ein solches Sujet zu behandeln und darüber zu erzählen. Das macht diesen Film noch wertvoller. Die Jury entschied einstimmig, den VFF-Nachwuchspreis an REGIME CHANGE zu vergeben.“
Die ARTE-Jury:
„In einem Wartesaal im Bahnhof in Tschechien, spielt sich ein Beziehungsdrama von zwei völlig unterschiedlichen Paaren ab. Homosexualität, Diskriminierung, Ehebruch, Liebe und Trennung: all die großen gesellschaftlichen Themen werden auf kleinstem Raum in zwei verschiedenen Sprachen verhandelt. Mit großer Spannung verfolgen wir die Geschichte dieser beiden Paare und wissen bis zum Schluss nicht, wie es endet. MUST BE PAINFUL von David Semler gelingt in nur 15 Minuten in einem dichten, atmosphärischen Kammerspiel, die großen Dramen unserer Zeit zu erzählen.“
Die Wolfgang-Längsfeld-Jury:
„Zornig, wild und poetisch. Die Jury ist begeistert, einen Film zu feiern, der uns eine kühne cineastische Erfahrung beschert, die sich nie mit einer bequemen Erzählweise zufrieden gibt.
Die enorme Anstrengung einer jungen Frau, dem extremen Druck ihres Umfelds zu widerstehen, wird erweitert zu einer Collage individueller Kämpfe, die zusammengesehen ein kollektives Porträt bildet: einen klaren Spiegel unserer Zeit, in der der Zwang, um jeden Preis erfolgreich zu sein, eine Gesellschaft hervorbringt, die am Rande des Zusammenbruchs steht.
Anspruchsvolle filmische Entscheidungen, wunderbare schauspielerische Leistungen und eine experimentelle Herangehensweise an Erzähltraditionen gipfeln in einem manischen, rücksichtslosen und atemberaubenden Höhepunkt. Wenn zu gewinnen bedeutet, allein zu sein, laden wir diesen mutigen Filmemacher ein, sein Handwerk weiter voranzutreiben, die Bühne zu betreten und einen Moment seiner Einsamkeit mit uns allen zu teilen. Der Preis geht an HARMONIA von Thom Lunshof.“
Die Festivaljury:
„So wie sich Zeiten ändern, so ändert sich auch Kommunikation, vor allem in der Isolation. Dieser Film zeigt aus einer ungewöhnlichen Perspektive, wie Menschen Einsamkeit auf ihre eigene Weise erleben, und dabei kreative Wege suchen, um in Kontakt zu bleiben und Freude in beunruhigenden Zeiten zu finden.“
Die Festivaljury:
Die Jury lobt „die einzigartige grafische Gestaltung, die das Unsichtbare wahrnehmbar und das Grauen sichtbar macht, die den Bleistift in eine Kamera verwandelt und die Animation in den Dienst gegen eine schreckliche unbekannte Sache stellt.“
Die Festivaljury:
„Als notwendiger Aufschrei gegen binäre und systemische Unterdrückung führen die deformierten Körper zu einer künstlerischen und kraftvollen Explosion, die das Bewusstsein des Publikums herausfordert.“
Die Festivaljury:
„Mit einem flimmernden und schimmernden Lichtstrahl, der sich im Wasser bricht, entführt uns dieser poetische Film in die Welt eines heranwachsenden Jungen. Die hervorragende Bildkomposition und die präzise gewählte Kadrierung in einem technisch anspruchsvollen Umfeld schaffen eine einzigartige Atmosphäre der Sinnlichkeit.“
Die Festivaljury:
„In einer Zeit, in der der Nationalismus in ganz Europa zunimmt, wirft dieser Film mit Worten, Humor und einem präzisen visuellen Stil einige entscheidende Fragen auf und zeigt, wie jeder, selbst eine Teenagerin in der Schule, Widerstand leisten und für die eigenen Werte eintreten kann. Für den großen Mut, einen solchen Film gerade jetzt zu machen, verleihen wir „Land of Glory“ den Preis für die beste Produktion eines europäischen Films.“
Die Interfilm-Jury:
„Gemäß dem Sinnspruch „Kleider machen Leute“ werden Schuhe von Passanten in München gefilmt, die, über ihre Schuhe befragt, von sich selbst und ihrer eigenen Sicht auf das Leben erzählen. Eine behutsame, sokratische Frageweise, stets auf die Schuhe konzentriert, und eine teilweise ikonographische Kamera befördern den interkulturellen Dialog. Dabei kommen die unterschiedlichsten Lebenseinstellungen, Lebenssichten der Passanten verschiedener Herkunft zum Ausdruck und regen geschickt die Zuschauer:innen zur eigenen Reflexion an.“
Die Festivaljury:
„Umgeben vom Schatten des Todes, der Abwesenheit des Vaters und einem verlassenen Ort entsteht eine faszinierende, aber sprachlose Familiengeschichte voller unartikulierter Gefühle, die uns gleichermaßen berührt und unbehaglich zurücklässt.“
Die Climate-Clips-Jury:
"Klimaschädliche Produktionen der Modeindustrie wie ein bedenkenloses Konsumverhalten klagt der Gewinner des Climate Clips Preises in seinem argumentierenden Videoclip an. Schwelgerische Naturszenen werden mit harten Fakten konfrontiert, die die Widersprüche ins Bild setzen. Ein an uns Alle gerichteter Appell zu mehr Enthaltsamkeit und Schonung der Naturressourcen. Die Jury gratuliert herzlich den beiden Regisseurinnen und Team zum 1. Preis des Klimawettbewerbs."
Die Climate-Clips-Jury:
"Das weltweite Gletschersterben bedroht auch den verehrten heiligen Berg der indigenen Uwa in Kolumbien, der Wasserspender ihrer Flüsse. In der dokumentarischen Beschwörung seiner einstigen Schönheit in den 1990er Jahre wird seine heutige Bedrohung durch den Klimawandel deutlich, an die eine Animation mahnt und zum Handeln aufruft. Die Jury vergibt den 2. Preis der Climate Clips und gratuliert für eine geglückte Thematisierung globaler Veränderungen, die alle Kontinente gleichermaßen trifft."
Die Climate-Clips-Jury:
"EARTH – ein Animationsfilm zu einer Kampagne „Plastic not fantastic“ – demonstriert mit großer Eindringlichkeit wie unser Umgang mit Plastik – für Mensch wie Tier – zum Verhängnis wird. Ohne Worte und musikalisch begleitet von Tönen wie Geräuschen, komponiert von Studenten der Claudio Abbado Civic School of Music, verdeutlicht der Clip in Sekunden symbolisch die verheerenden Folgen unseres Plastik Konsums. Die Jury dankt mit dem 3. Preis der Climate Clips für eine gelungene Performance des Mottos „Let me breathe“ / „Consuma senza plastica“."